• Teilhabe

    Teilhabe durch die Etablierung von Lehrkräftenetzwerken.

    Ziel des Teilprojektes „Gesunde Lehrkräfte durch Gemeinschaft“ ist es, die gesundheitsbezogenen Ressourcen von Lehrkräften durch die Erfahrung sozialer Unterstützung und Teilhabe in schulübergreifenden Lehrkräftenetzwerken zu stärken.

    Das Lehrkräftenetzwerk stellt Lehrerinnen und Lehrern verschiedener Schulen und Schularten einen Handlungs-, Erfahrungs-, Austausch- und Entwicklungsraum zur Verfügung. Dadurch haben Lehrkräfte die Möglichkeit, gemeinsam an Gesundheitsthemen zu arbeiten und mit Hilfe Kollegialer Fallberatungen erfolgreich(er) berufliche Herausforderungen im Schulalltag zu bewältigen, eigene Ressourcen freizulegen und so das eigene Wohlbefinden zu steigern.

    Im Kontext des Projektes „Gesunde Lehrkräfte durch Gemeinschaft“ sind zwei Praxisboxen entstanden, die es Lehrerinnen und Lehrern zum einen in die Lage versetzen, Kollegiale Fallberatungen im Kollegium eigenständig durchzuführen, um so typische Herausforderungen systematisch und strukturiert kollegial bearbeiten zu können. Zum anderen werden Lehrkräfte befähigt, ihre eigenen gesundheitsförderlichen Ressourcen zu erkennen, zu stärken und dadurch widerstandsfähiger gegen die alltäglichen Belastungen und Herausforderungen am Arbeitsplatz Schule zu werden.

  • Ziele

    Mit den schulübergreifenden Lehrkräftenetzwerken sind folgende Zielsetzungen verbunden:

    • Implementierung und Verbreitung schulübergreifender Lehrkräftenetzwerke
    • Implementierung der Kollegialen Fallberatung innerhalb von Schulen
    • Förderung und Stärkung der psychischen (und physischen) Gesundheit von Lehrkräften durch Steigerung des Selbstwertes und der Selbstwirksamkeit
    • Steigerung der Berufszufriedenheit und Identifikation mit der Schule
  • Vorgehensweise

    Die schulübergreifende Netzwerkarbeit bietet Lehrkräften die Gelegenheit,

    • ressourcen- und bedarfsorientiert innovative Problemlösungen anzugehen und umzusetzen,
    • gemeinsam neue Ideen bezüglich der Gesundheit und des Wohlbefindens von Lehrkräften in Schulen zu entwerfen,
    • die Perspektivenvielfalt der Teilnehmerinnen und Teilnehmer unterschiedlicher Schulen und Schularten zu nutzen,
    • die schulartübergreifende soziale Unterstützung und Kooperation zu stärken,
    • in einen intergenerationalen Austausch zu treten und
    • Maßnahmen der Verhaltens- und Verhältnisprävention zu verschränken.

     

    Netzwerksetting:

    • Die Netzwerkarbeit fand unter folgenden Rahmenbedingungen statt:
    • Initiierung schulübergreifender Lehrkräftenetzwerke durch das Projekt VorteilJena
    • über ein Schuljahr verteilt sechs Netzwerktreffen á 150 Minuten
    • Einbettung Kollegialer Fallberatung in den Rahmen „Gesunde Lehrkräfte“
    • Bereitstellung eines neutralen Beratungsraums
    • Moderation der Netzwerktreffen durch Mitarbeiter/innen des Projektes
    • Einsatz von im Rahmen des Projektes erstellten Materials zum Einüben der Methode der Kollegialen Fallberatung (Rollen- und Methodenkarten)
    • Einsatz von individuell anwendbaren Übungen zur Gesundheitsförderung in den Themenbereichen: Umgang mit (akutem) Stress, Selbst- und Zeitmanagement, Work-Life-Balance und schulinterne Kooperation.
  • Beteiligte

    An der Entwicklung, Erprobung und Evaluation der im Teilprojekt 3 entwickelten Praxishilfen und Praxisboxen waren insbesondere die an den schulübergreifenden Lehrkräftenetzwerken partizipierenden Lehrerinnen und Lehrer beteiligt. Unser Dank geht dafür vor allem an die Lehrkräfte, aber auch an die Schulleiterinnen und Schulleiter folgender Schulen:

    • Freie Ganztagsschule „Leonardo“
    • Freie Gesamtschule UniverSaale Jena
    • Carl-Zeiss-Gymnasium
    • Staatliche Gemeinschaftsschule Kulturanum Jena
    • Staatliche Gemeinschaftsschule Lobdeburgschule Jena
    • Grundschule „Westschule“
    • Grundschule „Südschule“
    • Staatliche Berufsbildende Schule für Gesundheit und Soziales Jena (SBSS)
    • Staatliches Berufsschulzentrum Jena-Göschwitz (SBSZ)
    • Karl-Volkmar-Stoy-Schule (Staatliches Berufsschulzentrum Wirtschaft und Verwaltung Jena)
    • Freie Ganztagsschule Milda

    Als Kooperations- und Transferpartner haben das Teilprojekt „Gesunde Lehrkräfte durch Gemeinschaft“ im Besonderen der Schulpsychologische Dienst des Schulamtes Ostthüringen, die Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen e.V. (AGETHUR), das Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung der Friedrich-Schiller-Universität Jena (ZLB), das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (ThILLM) sowie der Beltz-Verlag unterstützt.

  • Projektteam

    Projektleitung

    Sebastian Meißner

    Projektleiter "Gesunde Lehrkräfte durch Gemeinschaft"

    Lehrstuhl für Schulpädagogik und Schulentwicklung
    Institut für Erziehungswissenschaft

    Fürstengraben 11, 07743 Jena

    +49 (0)3641 9- 45368
    sebastian.meissner@uni-jena.de


    Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen

    Ina Semper

    Wiss. Mitarbeiterin "Gesunde Lehrkräfte durch Gemeinschaft"

    Lehrstuhl für Schulpädagogik und Schulentwicklung
    Institut für Erziehungswissenschaft

    Fürstengraben 11, 07743 Jena

    +49 (0)3641 9 45365
    ina.semper@uni-jena.de


    Wissenschaftliche Begleitung

    Prof. Dr. Nils Berkemeyer

    Wiss. Begleitung "Gesunde Lehrkräfte durch Gemeinschaft"

    Lehrstuhl für Schulpädagogik und Schulentwicklung
    Institut für Erziehungswissenschaft

    Fürstengraben 11, 07743 Jena

    +49 (0)3641 9- 45 36 0
    nils.berkemeyer@uni-jena.de

  • Ergebnisse

    Gesunde Lehrkräfte durch Kollegiale Fallberatung?!

    Die soziale Unterstützung im Kollegium zählt zu den bedeutsamsten Gesundheitsressourcen im Lehrkräfteberuf. In Kollegialen Fallberatungen findet kollegialer Austausch strukturiert und lösungsorientiert statt. Wir haben die professions- und entlastungsbezogenen Wirkungen Kollegialer Fallberatungen untersucht, die im Rahmen schulübergreifender Lehrkräftenetzwerke über einen Zeitraum von einem Schuljahr eingeübt und durchgeführt wurden.

    Im Fokus standen die professions- und gesundheitsbezogenen subjektiven Wirkungen Kollegialer Fallberatungen sowie die damit einhergehenden Spannungsfelder in den Bewertungen der an den Lehrkräftenetzwerken partizipierenden Lehrerinnen und Lehrer. Hierzu wurden 19 leitfadenstützte Evaluationsinterviews inhaltsanalytisch ausgewertet, die nach Beendigung der Netzwerkintervention durchgeführt wurden.

    Im Kontext der schulübergreifenden Lehrkräftenetzwerke zeigt sich, dass Kollegiale Fallberatungen zur Lösung konkreter Praxisprobleme beitragen, umfassende Reflexionsprozesse anstoßen und das Belastungserleben durch die soziale Unterstützung der am Netzwerk teilnehmenden Lehrerinnen und Lehrer reduzieren. Die nachhaltige Implementierung und praktische Umsetzung der Fallberatungsmethodik im schulischen Kontext bewegt sich dabei vor dem Hintergrund diverser Spannungsfelder: Aufwand vs. Nutzen, schulintern vs. schulübergreifend und schulartspezifisch vs. schulartübergreifend. Es bedarf daher geeigneter Rahmenbedingungen, um die (un)mittelbaren Wirkungen der Methode der Kollegialen Fallberatung im schulischen Alltag zu entfalten. Schulübergreifende Gruppen bieten hierbei vor allem den Vorzug einer größeren Perspektivvielfalt.

     

    Anerkennung als Gesundheitsressource?!

    Anerkennung und soziale Wertschätzung stellen für Lehrkräfte die wichtigste Gratifikation für ihr berufliches Engagement dar. Vor dem Hintergrund zweier prominenter Stressmodelle (Modell beruflicher Gratifikationskrisen und Stress as a Offence to Self-Modell) haben wir im Rahmen zweier qualitativ angelegter Interviewstudien mit 28 Lehrkräften verschiedener Schularten die Bedeutung personaler und organisationaler Anerkennungsverhältnisse für das Belastungserleben und den Selbstwert exploriert.

    Im Ergebnis zeigt sich, dass Lehrkräfte in ihrem schulischen Alltag kontinuierlich eine prekäre Balance zwischen aus- und unzureichender Anerkennung erleben. Abhängig von der jeweiligen Bezugsgruppe (Schülerinnen und Schüler, Kolleginnen und Kollegen sowie der Schulleitung) konstituieren sich multiple Anerkennungsbeziehungen, die mit unterschiedlichen Wertigkeiten und Anerkennungserwartungen verbunden sind. Alle von uns befragten Lehrkräfte berichten zudem von organisationalen Formaten der Anerkennung, die an ihrer Schule gelebt werden, und halten diese für bedeutsam, aber ambivalent. Die Thematisierungen der Lehrkräfte unterstreichen, dass personale und organisationale Anerkennung nur dann als Gratifikation und damit als Gesundheitsressource wirken können, wenn sie den Selbstwert zu stärken vermögen. Es zeigt sich jedoch, dass die genutzten Stressmodelle die Spezifika des Schulkontextes nur unzureichend modellieren können, weshalb die Entwicklung schulspezifischer Modelle anzustreben ist.

     

    Fachartikel mit den Ergebnissen der wissenschaftlichen Studien:

    Meißner, S.; Semper, I.; Roth, S. & Berkemeyer, N. (2018). Anerkennung als Gesundheitsressource? Die Bedeutung von Anerkennung für die Gesundheit von Lehrkräften. In. Drossel, K. & Eickelmann, B. (Hrsg.). Does "What works" work? Bildungspolitik, Bildungsadministration und Bildungsforschung im Dialog (S. 223-240). Münster: Waxmann.

    Meißner, S., Semper, I., Roth, S., & Berkemeyer, N. (2018). Gesunde Lehrkräfte: Eine Frage personaler und organisationaler Anerkennung? Ergebnisse einer qualitativen Studie zu schulischen Anerkennungsverhältnissen und deren Auswirkungen auf den Selbstwert. In. Gesellschaft für Arbeitswissenschaft e.V. (Hrsg.), Bericht zum 64. Arbeitswissenschaftlichen Kongress vom 21. – 23. Februar 2018, Frankfurt am Main.

    Meißner, S., Semper, I., Roth, S. et al. (2019) Gesunde Lehrkräfte durch Gemeinschaft?. Prävention und Gesundheitsförderung (e-first). Artikel lesen

    Die Ergebnisse aller Teilprojekte finden Sie zudem unter den Projekt-Publikationen und zum Herunterladen als Poster